Nordkap

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Dann war es endlich soweit. Noch 30 km bis zum Höhe- und Wendepunkt der Reise. Das angekündigte schlechte Wetter gehorchte ganz den Nordkapp-Regel, die da besagen: „Alles kann plötzlich ganz anders werden.“ Und so blieben wir vom Regen verschont und wir legten unseren Weg zum Nordkapp trocken zurück. Zwar mit Bewölkung, aber ohne Regen und molligen 9°C. So erreichten wir dann auch unser ersehntes Ziel. Ohne mit der Wimper zu zucken berappten wir dann die 54,- EUR Eintritt (Auto + 2 Personen). Aber doch neugierig was dieser kahle, öde Felsen dafür zu bieten hat – mal abgesehen davon, dass wir gleich am nördlichsten Punkt Europas stehen würden.
Der Wetterbericht der vergangenen Tage hatte uns eigentlich große Hoffnung gemacht, dass es für unseren Besuch eigentlich bestes Wetter geben sollte. Nun ja, zumindest kein Regen, und da war die Erwartung groß, dass es auch Sonne geben könnte. Nach den Berichten des Typen von der Reeption und dem, was der Wetterbericht der vergangenen und nächste Tage zeigte hatten wir durchaus einen der besten Tage seit einiger Zeit erwischt. Und ein Sonnentag scheint hier ohnehin eher ein seltenes Vergnügen. Regen gab es keinen. Aber es war bewölkt und ein steifer Wind vom Nordmeer, von gefühlt nahezu Orkanstärke, ließ die ohnehin schon herbstlichen Temperaturen noch kühler erscheinen. Jetzt war ich froh meine Handschuhe und die Wind dichte Jacke eingepackt zu haben. Raffael hatte zwar keine Handschuhe, aber zur natürlichen Isolierung noch eine Jacke, und war sowieso vom Feuer des vollendeten Siegeszuges angeheizt.
So erkundeten wir das Nordkapp, machten die obligatorischen Aufnahmen an der stilisierten Weltkugel und ließen die Blicke – bewusst der erreichten Sieges – sehnsüchtig über das Meer zum Polar hin schweifen.



Die Szenerie jetzt so betrachtend konnten die Wetterverhältnisse nicht passender sein. Genauso hatte man das runde, vollkommene Erlebnis einer rauhen, kargen Umwelt, die das Nordkapp ist. Jeder Sonnenstrahl und jedes Quantum Wärme wäre nur eine romantisch kitschige Verklärung, derer das Nordkapp nicht würdig ist.
Gegerbt vom erbarmungslosen Seewind und der wüsten Landschaft, und vom Sieg berauscht machten wir uns auf den Weg zum Besucherzentrum.

Dort wollten wir sehen, was mit den horrenden Eintrittsgeldern noch so angestellt wird. Meine Befürchtung dort nur ein überteuertes Café oder Restaurant zu finden wurden gauch sogleich Lügen gestraft. Nun ja, natürlich gab es das vollkommen überteuerte Cafe und Restaurant. Allerdings rückwirkend betrachtet – verglichen mit dem, was wir an Preisen in Norwegen noch zu sehen bekamen – waren die Preise dort eigentlich relativ normal.
Doch nach körperlicher Sättigung war uns sowieso nicht. Unser Geist strebte nach Wissen und Erforschung. Und so machten wir uns auf zur Lichtergrotte.
[WegZurHoehle]
Auf dem Weg dahin erfuhr man einiges interessante über die Entdeckung und Erschließung des Nordkap. Inklusive einiger anschaulicher Dioramen, die einem erahnen ließen welche Leistung der Besuch des Nordkapp vor 200 Jahren gewesen sein musste, wenn man bedachte, wie beschwerlich es sogar mit allen Annehmlichkeiten des modernen Luxus war.


Und einer lebensgroßen Darstellung eines Trolls (links).

Die Grotte des Lichts war dann nicht so berauschend. Insbesondere deswegen, da gerade der Boden gesaugt wurde, was die abgedunkelte von Lichteffekten erfüllte Atmosphäre nicht gerade unterstützte. Außerdem war der Projektor, der die Effekte auf die Leinwand warf nicht korrekt ausgerichtet. Das war auch nicht so beeindruckend. Nichtsdestotrotz gab es noch eine Halle mit geografischen und historischen Informationen über die Skandinavien.

Mit Wissen gefüllt gingen wir dann zum Panoramakino. Das wiedrum war lohnenswert. In einem 15-minütigen Video wurde eine sehr gute Stimmung des Lebens am Nordkapp im Jahresverlauf vermittelt, und man konnte sich mal ganz entspannt fallen lassen.
Und dann gab es da noch eine Kapelle.

Die ich vor allem erwähne, da ich dort ganz hinterlistig gefotobombt wurde.

Nun galt es noch den Souvenirshop zu durchstöbern, und schon war das Besucherzentrum abgegrast.
Abgerundet haben wir dann den Besuch des Nordkap mit der Besichtigung eines Kunstwerks einer Kinderstiftung.

Raffael konnte sich nicht zurück halten und musste sich natürlich gleich am Nordkapp verewigen.

Hat dann aber noch seinen Namen falsch geschrieben. Nee, nee, wo soll das nur enden mit dem Jungen?
Nach einer abschließenden Wanderung endlang der Nordkappklippe ging es dann zurück Richtung Parkplatz.

Dort wartetet ein missmutig drein blickender Hund immer noch auf seine Familie – und wusste wahrscheinlich gar nicht wie gut er es in seinem warmen, Wind dichten Auto hatte.

Somit hatten wir die zweite Etappe und den eigentlichen Sinn der Reise Erfolgreich bewältigt. Eine vorherige Planung hatte noch vorgesehen evtl. noch zu bleiben und bei besseren Wetterverhältnissen einen weiteren Anlauf zu starten. Aber wie bereits erwähnt mussten wir uns eingestehen, dass es mit dem Wetter gar nicht passender hätte sein können. Dazu kam noch, dass wir kaum Aussicht auf besseres Wetter hatten, außer vielleicht am kommenden Wochenende. Aber einmal hatten wir wenig Interesse in dieser kargen (und man muss auch sagen frostigen) Landschaft vier Tage zu verbringen, und darüber hinaus auch keine Lust noch mal 54,- EUR zu berappen. Insbesondere, da wir uns gar nicht vorstellen konnten, dass das Erlebnis noch einmal das selbe sein könnte, geschweige denn besser.
So machten wir uns zufrieden und mit der Aussicht auf weitere Abenteuer auf zum Campingplatz, um uns der nächsten Etappe zuzuwenden, dem Süden Schwedens.