It’s a long way … to Kiel

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Kiel ist immer eine Reise Wert. Ganz besonders, wenn es zur Fähre nach Göteborg geht! Und genau dahin waren wir gerade unterwegs, nachdem wir nach leichtem Holpern fast planmäßig an einem Sonntagmorgen von zu Hause los gekommen sind.

Der Passat fraß die Kilometer, die Laune war super, das Wetter nicht so, aber in Ordnung. Und das Auto voller Snacks und Getränke. So begann dann der diesjährige Nord-Cup. Und so hätte es auch bis Kiel weiter gehen können. Aber das wäre ja etwas zu einfach. Allein der lange Weg. früher oder später sind selbst elektronische Geräte nicht mehr ausreichend um die Laune zu stabilisieren. Aber Yvonne ist ja nicht zum ersten Mal mit Kindern für längere Zeit in einem Auto unterwegs, und daher entsprechend vorbereitet. Also war auch hier alles gut organisiert, so dass Langeweile die Fahrt nicht zu stark beeinträchtigen sollte.

Bis zum Ruhrgebiet ist auch Verkehrstechnisch nicht mit allzu viel Aufregung zu rechnen.

Und genau so war es auch, alles flutschte. Dann im Ruhrgebiet sah es auch erstaunlich entspannt aus. Aber wie zu erwarten kam bald die freundliche Stimme des Navis, mit dem Hinweise einer Routenänderung. Macht nichts, kenne ich schon, und wir haben ja noch genug Puffer. Zuerst geht es noch über Autobahn, aber bald geht es durch Orte, in denen Fuchs und Hase sogar zusammen Kaffee trinken. Aber die vielen fremden Kennzeichen, die das übliche Verkehrsaufkommen in diesen Orten um wahrscheinlich mehrere 100% erhöhen, zeigen, dass auch andere Leute Navis haben. Und bald sind wir wieder zurück auf der Autobahn. Passt!

Nächste Ansage Routenänderung. Runter von der Autobahn, kleinen Bogen fahren, und wieder drauf. Sieht sehr entspannt aus. Als wir runter fahren frage ich mich, ob das überhaupt erforderlich war, da ich keinen Stau sehe. Aber nach ein paar Minuten sehen wir dann tatsächlich ein Auto am anderen stehend auf unserer Spur. Passt. So, gleich rechts abbiegen und wieder auf die Autobahn, und vor dem Stau vorneweg gehts wieder in Reisegeschwindigkeit weiter.

Würde gehen. Wenn es die Auffahrt gegeben hätte, die das Navi vorgesehen hatte. Unerfreulicherweise gehörte die Auffahrt mit zu dem Umbaukonzept der Baustelle, aber die Baustell nicht zu den Infos, die mein Navi hatte. Stau wusste es, aber Auffahrt gesperrt wurde ihm wohl vorenthalten. Tja, jetzt sind Navis allerdings nicht so entspannt und vetrauen auf das Karma, wie ich. Wenn das Navi hier auf die Autobahn will, dann will es hier auf die Autobahn. Aber ich bin ja schon Auto gefahren, als Navis noch Science Fiction fahren. Also orientiere ich mich an Schildern (so hat man das früher gemacht) und folge der empfohlenen Umleitung. Findet mein Navi weniger witzig, lässt mich aber kalt.

Bis zu dem Moment, als ich feststelle, das die empfohlene Umleitung uns zurück dorthin auf die Autobahn leiten will, wo wir abgefahren waren, um nicht in den Stau zu geraten. Das fand ich dann nicht so witzig. Ich denke, wenn ein Navi hämisch grinsen könnte, hätte es das jetzt getan. Hat es vielleicht auch, aber ich war auf die Straße konzentriert und konnte mich jetzt nicht um Navi-Animositäten kümmern.

Aber ich bin ja nicht nur von vorgestern, sondern auch noch Geograf. Und vertraue auf das Karma. Also hab ich ohne zu zögern das Steuer umgerissen (natürlich nicht im wörtlichen Sinne) und bin ungefähr in Richtung Autobahn weiter gefahren. Irgendwann hat das dann wohl auch dem Navi imponiert, auf jeden Fall hatten wir dann auch bald wieder einen Vorschlag in die richtige Richtung und waren auch bald wieder auf der Autobahn. Das ganze hatte jetzt den Puffer etwas schmelzen lassen, aber noch waren wir in einem entspannten Rahmen, also alles gut.

Mittlerweile bemerkte ich, dass wir nicht in Richtung Bremen unterwegs waren, sondern nach Hannover. Sonst war nach dem Ruhrgebiet das gröbste geschafft. Bremen ist keine Herausforderung. Die letzte Prüfung ist dann noch der Elbtunnel in Hamburg. Hannover, dachte ich mir, wird ja auch nicht so schlimm sein, und, obwohl viel Verkehr war für Sonntag, momentan flutschte es.

Hannover kam näher, das erste Schild mit Hamburg tauchte auf, ich freute mich schon auf die Einfahrt in den Kieler Hafen, als vor mir Warnblinker auftauchten. Das war seltsam, da eigentlich alles normal lief, auf allen Spuren. Dann war der Warnblinker wieder weg. Ok, vielleicht nur verguckt. Bis es plötzlich langsamer wurde, und wieder Warnblinker angingen. Und wir dann plötzlich einfach standen, während es neben uns auf den restlichen drei Spuren weiter ging. Aber nicht lange. Nach und nach füllten sich die Spuren, und nichts bewegte sich mehr. Dann unvermittelt ging es wieder weiter. Dann stand alles, für Minuten, dann ging es wieder weiter. Dann standen wieder alle. Irgendwann ging es wieder weiter, und plötzlich floss der Verkehr, als wäre nie was gewesen. Und in der Tat, es stellte sich auch so dar, als ob nie was gewesen wäre. Keine Ahnung wie das überhaupt Zustande kommen konnte. OK, das waren Baustellen. Aber die waren auch mehrspurig, und das Einfädeln klappte eigentlich ganz gut. Manche Dinge sind einfach unerklärlich. Das ganze hatte uns aber empfindlich Zeit gekostet. Gerade jetzt auf der Zielgeraden. Und als ob das nicht gereicht hätte die selbe Situation kam dann noch drei mal. Nie war klar warum es nicht weiter ging. Jedes Mal hätte es auch ganz normal weiter gehen können.

Mittlerweile war der Puffer aufgebraucht, und wir waren nicht mal in Hamburg. Das machte mich dann jetzt doch etwas Nervös. Ankunft war in der Zwischenzeit immer mal wieder 17:20 h gewesen, dann nach 17:10 h gesprungen, und wild um die 17:10 h rotiert. 17:15 h war der letzte Zeitpunkt zum einchecken. Jetzt war die Ankunft stabil auf 17:08 h. So knapp mag ich es gar nicht. Noch so eine wegen nichts Stau-Aktion würde uns jetzt wahrscheinlich die Fährfahrt kosten. Aber das Karma war entspannt, und bald tauchte Hamburg auf. Locker und flüssig ging es weiter Richtung Elbtunnel, und wie zu erwarten staute es sich dort. Aber noch war ja alles, nun ja, nicht gerade grün, aber irgendwo zwischen gelb und orange. Entgegen meiner Angewohnheit die Spur zu wechseln, in der es schneller geht, hab ich das doch gemacht. Dann bereut, dann festgestellt, dass es tatsächlich schneller vorwärts geht. Dann bemerkt, dass die Spur in eine separate Spur aufgeteilt wird. Dann dabei kein gutes Gefühl gehabt. Dann gesehen, dass auf den anderen beiden Spuren alles steht, und mich wieder gefreut. Dann vom Navi informiert worden, dass ich mich rechts halten soll. Dann Panik bekommen, weil die rechten Spuren hinter zwei Betonballustraden lagen, zwischen denen es 50 m in die Tiefe ging. Dann gesehen, dass die separate Spur sich wieder mit den anderen beiden trifft. Dann nicht verstanden, ob das rechts halten jetzt heisst auf diesen Spuren weiter fahren, oder tatsächlich rechts abfahren. Weil da ist nichts. Dann mal lieber auf die mittlere Spur gewechselt. Man weiss ja nie. Da realisiert, dass es tatsächlich eine Spur gibt die rechts abgeht. Und gerade noch so auf die Spur gekommen. Oh la la, das war knapp. Ein Verfahren hätte jetzt nicht mehr passieren dürfen. Ankunftszeit mittlerweile 17:12 h.

Dann waren wir durch den Elbtunnel. Danach ging es aber dann immer noch nicht so richtig zügig weiter. Irgendwann war die Bahn aber frei, und ich konnte wieder auf Reisegeschwindigkeit kommen. Jetzt zeigte das Navi Ankunft 17:16 h an. Zugegeben, meine Entspannungslage hatte sich in den vergangenen Minuten nicht zum positiven verändert. Aber es nutzt ja nichts sich aufzuregen. Die Situation ist sowieso so, wie sie ist. Ab hier möchte ich auch nicht mehr allzu viel schreiben. So viel noch. Zwischen Hamburg und Kiel war wie zu erwarten extrem entspannter lockerer Verkehr. Und mir war bewusst, dass es irgendeine Höchstgeschwindigkeit für Dachboxen gibt. Gibt es die auch für Fahrradträger? Aber das soll hier kein Dikussionsthema sein. Auf jeden Fall war irgendwann die Ankunftzeit 17:10 h, und daran änderte sich auch nichts bis zu dem Zeitpunkt, als wir die vorletzten in der Schlange zum Boarding waren, und der nette Typ am Schalter beim Checkin sich wunderte, warum ich in das Gebäude gehetzt bin. Würde der Checkin am Autoschalter nicht funktionieren…

War mir da aber egal, der Typ war nett, hat mich eingecheckt, und es war erst 17:12 h.