Tchacka – wir sind wieder im Spiel

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So sonnig wie der Tag gestern endete begrüßte er uns auch heute wieder. Mich sogar bereits um 5:50 h. Zuerst wollte ich mich ja noch mal umdrehen. Aber ich fühlte schon wach und voller Tatendrang. Da mein Training jetzt schon zweimal ausgefallen war dachte ich mir: Genau, raus aus den Federn und rein in die schnellen Schuhe. Und weil ich schon so früh an war plante ich auch gleich Wäsche zu waschen. Also spazierte ich erst mal an den Service-Häuschen vorbei, reservierte mir die Waschmaschine für 7:00-9:00 h, und schlüpfte dann in die Sportklamotten und machte mich auf die Straße. Das war ein perfekter Start in den Tag. Bei angenehmen Temperaturen und strahlender Sonne hatte ich den Küstenweg ganz für mich allein. Nur ein paar Autos waren auf der Straße unterwegs. Aber im Gegensatz zu den ländlichen Gegenden, in denen es sogar in den Ortschaften keine Fußgängerwege gibt, ist die Infrastruktur so nahe an Visby etwas besser. Es gibt einen kilometerlangen Fußgänger- und Radweg von Visby aus entlang der Küste. Und da ich ja noch in meinem langsam-Steigerungs-Training bin brauchte ich nur ca. 2,5 Kilometer davon. Die konnte ich dann aber in aller Ruhe und für mich genießen. Energiegeladen und voller Tatendrang stürzte ich mich nach dem Training unter die Dusche, um noch rechtzeitig zu meinem Waschtermin zu kommen. Aus vorangegangener Erfahrung wusste ich, dass Waschen eine unkalkulierbare Aktion werden kann. Beim letzten mal habe ich fast vier Stunden damit verbracht, und mir fast die halbe Nacht um die Ohren geschlagen. Was dann auch prompt in einer Erkältung resultierte.
Um 10 nach sieben war die Wäsche in der Maschine, und ich stellte fest, dass auf der Camping-Chipkarte nicht genug Kredit für die Waschmaschine war. Wir hatten am Vortag nur gerade genug Kronen für das Duschen aufgeladen. Das war jetzt blöd, da das Waschhaus doch schon eine nicht unerhebliche Strecke vom Stellplatz entfernt ist. Die Rezeption ist zwar relativ nahe, aber ich hatte vergessen mein Portemonnaie einzupacken. Also wieder fünf Minuten zum Stellplatz tappen. Langsam bekam ich dann doch Zeitstress, da sich für 9:00 bereits jemand zum Waschen eingetragen hatte. Und letztes Mal brauchte die Waschmaschine 1,5 Stunden! Also beschloss ich jetzt gleich mit dem Auto zu fahren. Das Aufladen der Karte ging dann auch ganz flott und ich fuhr zum Waschhaus weiter.
Die Waschmaschine war mir dann sehr sympathisch. Es gab nur drei Knöpfe. Zwei zur Temperaturwahl, und einen für Start. Letztes mal hatte ich bereits einige Zeit investieren müssen, um das richtige Programm zu finden. Auf Schwedisch. Und ohne meinen Sprachführer. So war es dann aber ganz einfach, und die Maschine zeigte an, dass sie 40 min laufen würde. Sie wurde mir immer sympathischer. Der Trockner war dann schon wieder eher eine Herausforderung. Es gab zwar auch nur drei Knöpfe, aber mit denen konnte man zwischen drei Programmen und einem manuellen Modus wählen. Und beim manuellen Modus musste man sich dann für eine Dauer und eine Temperatur entscheiden. Ich entschied mich für das erste Programm – Knochentrocken, oder so, es stand da auf schwedisch, aber die Bedeutung war klar. Beim letzten Waschen war es insbesondere das Trocknen, das die meiste Zeit in Anspruch genommen hatte. Aber auch die Aktion war nach 30 min erledigt. Wobei so knochentrocken war nicht alles. Was ich aber mal darauf zurück führe, dass ich vielleicht nicht die empfohlene Maximalmenge eingefüllt hatte. Glücklicherweise sind die Maschinen jeweils für ca. eine Stunde frei geschaltet, so dass ich die nicht ganz so trockenen Sachen gleich noch mal für 15 Minuten bei Maximaltemperatur laufen ließ. Wagemutig hatte ich mich an die manuellen Einstellungen getraut.
Jetzt konnte der Tag beginnen. Es war 9:00 h. Ich hatte bereits mein Training absolviert, die Wäsche war gewaschen, ich hatte gefrühstückt. Und Raffael war auch schon munter und unternehmungslustig.
So machten wir uns erst mal auf den Weg ins Landesinnere. Bereits mit einem ersten Plan evtl. irgendwo einen Kaffee aufzutreiben. Wir merkten bald, dass wir die ländlichen Bereiche Gotlands erreicht hatten – und das ist das meiste der Insel. Denn es gab keine Fußwege mehr, und Städte bestanden aus einer überschaubaren Anzahl an Häusern. Da fassten wir den Plan für heute uns erst mal Visby – die größte und wichtigste Stadt Gotlands – anzuschauen. Beim Wenden wurden wir dann auf ein Schild „Cafe“ aufmerksam, und das ließen wir uns nicht zwei mal sagen. Das Cafe war dann auch eine ausgesprochen interessante Entscheidung. Es handelte sich um einen Second-Hand-Laden des Roten Kreuzes, in dem man für schmales Geld einen Kaffee und ein Teilchen oder belegtes Brot erwerben konnte. Aber mit Sonnenterrasse. Also gönnten wir uns jeweils einen Kaffee mit Teilchen für 1 EUR je Gedeck. Und dem Bewusstsein das Rote Kreuz zu unterstützen.

Wobei mich dann aber Zweifel packten, wie man bei solchen Preisen noch einen Gewinn machen kann. Was mich bewegte die gleiche Summe noch mal ins Spendenkässchen zu werfen. Raffael hatte das schon instinktiv beim Bezahlen getan, indem er das Wechsel-Klimpergeld gleich in die Dose gesteckt hatte.
Mit gestärktem Körper und Geist machten wir uns dann auf den Weg nach Visby.


Visby dürfte, vom touristischen Aspekt aus gesehen, bis jetzt das Highlight unserer Reise sein. Vor allem wegen des mittelalterlichen Stadtkerns, der noch von einer vollständig erhaltenen Stadtmauer umgeben ist.


Innerhalb der Stadtmauer bilden zahllose, mal engere mal nicht ganz so enge, Gässchen und Straßen ein feines Gespinst von Wegen in denen es viel interessantes und auch kulinarisches zu entdecken gibt.


Dazwischen malerische Häuschen und historische Monumente.

Mal als Ruine.

Aber es gibt auch einen prächtigen Dom, der auch im Inneren einiges zu bieten hat.




Im Zentrum der Altstadt, dort wo die Ruine ist, gibt es einen Kunstgewerbemarkt mit Schmuck, Kleidern, Wollprodukten und Nippes, auf dem wir uns dann auch ein bisschen herum trieben. Und dann war es auch schon Zeit das Parkticket zu verlängern. Es war mittlerweile Mittagszeit, und wir wollten uns auch noch dem kulinarischen Angebot hingeben.
Kulinarisch war es dann leider nicht so der Glücksgriff. Aber für einen ausgesprochen guten Preis bekamen wir eine passable Mittagsmahlzeit, die zumindest mich satt machte.
Dann machten wir uns auf zum Dom. Am Dom kann man dann auf eine Anhöhe Steigen, von der man einen weitläufigen Blick über die Dächer der Stadt bis zum Hafen und auf das Meer hat.

Von dort geht es dann an der Stadtmauer entlang und zum Abstieg hinunter zur Hafenpromenade mit guten Flanier- und Ausruhemöglichkeiten.


Uns zog es dann aber wieder in die Stadt. Der Weg führte uns durch einen kleinen aber schönen Park, der offensichtlich auch bei den Einheimischen sehr beliebt ist.


Auf dem weiteren Weg entdeckten wir in einer Seitenstraße ein schnuckeliges Kaffee mit Sonnenterrasse an der Stadmauer.

Und da es eh zeit für Fika war hatten wir uns es auch ganz schnell bei Kaffee und Kanelbulle (Zimtschnecke – falls es nicht schon jemand vermutet hatte) bequem gemacht.

Nun war der Besuch der Altstadt perfekt abgerundet, und wir widmenden uns dem nächsten Ziel des Tages. Heute morgen hatten wir uns auch noch überlegt, dass wir uns ja mal aufs gerade wohl wieder auf zum Fährhafen machen könnten, um zu fragen, ob es vielleicht doch noch eine Überfahrt vor dem Wochenende für uns geben könnte. Villeicht hat ja jemand seine Passage storniert.
Also fuhren wir nun zum Fährhafen, und zogen uns eine Nummer und warteten entspannt, bis unsere Nummer aufgerufen wurde. Wie zu erwarten war nach wie vor alles zu unserem gewünschten Ziel Oskarshamn ausgebucht. Auch bei den anderen Häfen sah es nicht besser aus. Dann sagte die Dame am Schalter, das es eine Möglichkeit für Nynäshamn gebe. Aber die Fähre gehe um 3:30 h in der Nacht von Freitag auf Samstag.
TCHAKA! Wer sagts denn. Keine Ahnung, warum uns diese Passage nicht am Tag vorher schon angeboten wurde. Hatte die Kollegin das einfach nicht gefunden? Oder dachte sie wir wollten die Fahrt nicht, wegen der Zeit, oder weil wir ja nicht mehr nach Nynäshamn wollten? Aber wir hatten das ausdrücklich erwähnt, dass wir nur irgendwie vor Sonntag von der Insel weg wollen. Wie auch immer. Das Karma hatte uns wieder mal auf die Welle gehoben. Natürlich haben wir das Ticket Stande Pede gebucht – und, worauf ich gerne ausdrücklich hinweisen möchte, zu einem viertel des Preises wie auf dem Hinweg. Standby scheint eine teure Angelegenheit zu sein. Da bin ich jetzt doppelt froh, dass wir nicht wieder auf Standby angewiesen sind.
Euphorisch und Sieges berauscht zogen wir so noch ein paar kleine Schleifen durch das Innere der Insel, und planten grob die beiden nächsten Tage, um dann einen erfolgreichen Tag auf dem Campingplatz ausklingen zu lassen.