Ankommst (Ankunft)

Mit der Gelassenheit eines Gletschers schiebt sich die Fähre durch die Schären, vorbei an  Häusern und Kontoren, gemütlich in den Hafen. Ein Signal zeigt uns an, dass nun die Autodecks betreten werden können. Da wir ja fast als letztes in der Reihe stehen müssen wir uns nicht beeilen, und vermeiden es auch uns in die bereits stark angeschwollen Schlange auf den Treppen nach unten einzureihen. In aller Ruhe packen wir unsere Sachen zusammen. Yvonne will unbedingt Aufzug fahren. Aufgrund des krassen Ansturms und der vielen Leute, vor allem Familien mit kleinen Kindern, die genau den selben Plan haben, ist das definitiv nicht meine Strategie. Da rumsitzen in der Kabine auch nicht so prickelnd ist beschließe ich mich auf den Weg zu machen, da nach meiner Erfahrung, wenn erst mal die Türen geöffnet sind, alles doch recht flott voran geht. Katja schließt sich mir an, Leon bleibt bei seiner Mutter.

Direkt neben uns sind die lila Treppen. Wir kamen aber über die blauen Treppen. Einmal quer über das Deck, und, genau, da sind die blauen Treppen. Fünf Etagen tiefer geht es dann aufs Autodeck, einmal durch die Wand (s. Eine Kreuzfahrt die ist Lustig, eine Kreuzfahrt die ist schön …) und schon sind wir am Auto. Was mich stutzig macht, als ich zum Auto gehe starten die Wohnmobile neben mir die Motoren. Auch sieht es vorne so hell aus. Richtig, die ersten LKW sind bereits weg. Als ich am Auto bin sehe ich, dass die Wohnmobilschlange sich in Bewegung setzt. Jetzt wird mir klar, dass wir zwar die Letzten an Bord waren, aber die biblisch ersten sein werden, die jetzt raus dürfen. Super und Yvonne will Aufzug fahren. Ich schreibe eine Nachricht, und hoffe, dass sie die sieht.

Später erfahre ich, dass sie die Nachricht nicht gesehen hat. Nichtsdestotrotz kommen die beiden aus der unerwarteten Richtung angerannt. Sie springen ins Auto, soweit ist ja schon alles verstaut. In dem Moment kommt ein Fährenmitarbeiter und winkt uns aus der Schlange, wir sollen dran vorbei raus fahren. Auf gehts. Und wieder Punktlandung.

Zuerst interpretiere ich den Schrecken in Yvonnes Gesicht als Panik vor dem verpassten Deboarding. Aber als Sie erst mal richtig sitzt erzählt sie gleich die Geschichte beim raus fahren. Die Nachricht hatte sie gar nicht bemerkt. Sie dachte sich auch: „Ach komm, was sollen wir hier rum sitzen, gehen wir doch einfach runter.“ Und wie sie nun mal ist, achtet sie darauf, dass alles mit genommen wird, aber überlässt dem Typen, in dem Fall Leon, die Führung. Der sieht beim raus gehen, direkt neben dem Flur Treppen (anm. Lila Treppen), und nix wie runter. Und Yvonne ohne zu schauen hinterher. So weit ja kein Problem. An Eben 3 erinnern sie sich dann noch. Raus aus der Tür … auf ein leeres Deck. Das mag jetzt evtl. schon beunruhigend gewesen sein, aber nach den ersten Schritten beginnt das Deck sich zu verändern. Die Decke senkt sich zur Rampe für die Fahrzeuge aus den oberen Etagen, und zum Schrecken der beiden, denen nun im sprichwörtlichen Sinne die Decke auf den Kopf fällt! Die beiden hebn zum Sprint an, keine Zeit mehr zum denken, nur noch ein Ziel, raus aus der Situation. In allerbester Idiana Jones Manier erreichen sie im letzen Moment die Tür zum Nebendeck, die sich dann in Zeitlupe öffnet, und sie gerade noch si durchflutschen können. Wer hätte gedacht, dass Fähren so aufregend sein können. Das hier ist die Fähfart der Punktlandungen.

Den Schreck noch in den Gliedern, aber das Ziel vor Augen fahren wir über das Hafengelände, wo wir uns in die Schlange der Ausfahrenden einreihen. Die Mitarbeiter verteilen uns auf irgendeine Seltsame Art in Spuren, die ins Nichts führen, und man muss den richtigen Riecher haben, und im geeigneten Moment in die richrtige Spur wechseln, um nicht auf einem Abstellgleis zu landen. Das hat beim letzten Mal aber besser funktioniert, und zügiger. Aber irgendwann sind wir auf Spur und kommen am Zoll vorbei. Jetzt sind wir in Schweden! Das Navi leitet uns rechts, alle anderen wollen nach links. Ab auf die Straße und hinein in den Urlaub.