Der erste Teil meiner Reise durch Schweden begann erst mal ganz entspannt. Jetzt hatte ich ja alle Zeit der Welt und fast keinen Zeitdruck mehr. Bis zum Campingplatz waren es noch mal ca. 6 h Fahrt, und ich musste erst um 18 h dort sein. Für den Freitag gab es auch nur eine Aktion. Durch Mellerud fahren, und dort kurz anhalten. Dadurch drehte ich eine Runde um den Vänernsee. Den größten See Schwedens. Was dann quasi als zweite Aktion gesehen werden könnte. Mellerud war dann eine ganz normale Stadt, und hatte, wie zu erwarten, nichts mit den beliebten Reiningungsmitteln zu tun. Aber mein Plan war es dort kurz eine Futterpause einzulegen, und zu tanken. Dass das Tanken in Schweden noch mal eine Spur teurer sein würde als zu Hause war klar. Meine letzte Info waren 2,20 EUR. Aber zu meinem Entsetzen kostet hier der Liter zwischen 25,50 und 26,50 Kronen. Nach Daumenmaß (geteilt durch 10) wären das dann 2,50 EUR. Allerdings muss ich erst mal den genauen Wechselkurs ausmachen, evtl. ist es nicht ganz so dramatisch. Während ich in Göteborg eine Tankstelle mit 25,56 Kronen pro Liter gesehen hatte waren auf dem Weg die Preise eher so 25,80 bis 26 Kronen. Und gerade wollte ich schon für 25,80 Kronen tanken, als ich dachte. Ach komm ich suche erst noch einen Supermarkt, und tanke dann. Und wer sagts beim Supermarkt war dann eine Ingo-Tankstelle und ich konnte erst mal mit dem Tages-Niedrigstpreis von 25,55 Kronen volltanken. So fängt die Reise doch direkt gut an. Und dann ging es mit gemütlichen 70 bis maximal 90 km/h über die schwedische Landstraßen und Autobahnen. Auf Autobahnen gilt hier eine Höchstgeschwindigkeit von 90 km/h, auf Landstraßen 70. Auf ein paar Autobahnen kann man auch 100, manchmal 110 km/h fahren (einmal sogar 130 km/h, aber das ist für Schweden exotisch). Wie auch immer, jetzt gab es ja gar keinen Grund mehr zur Eile, und mit der ohnehin vorgeschriebenen gemütlichen Geschwindigkeit hatte auch die Tanknadel Urlaub. Mit einem Durchschnittsverbrauch von 4,2 Liter und einem Maximum bei 4,3 Liter/100 km lies auch die Spannung im Portemonnaie nach.
Und dann gab es an diesem Tag eigentlich nur noch entspannt fahren. Eine nette Abwechslung war der Ausflug des örtlichen Mofa-Clubs. Da war ein Schwarm von ca. 30 Mofafahrern mit gelben Warnwesten auf denen Mofaclub stand. Die sammelten sich an einem Kreisel gerade auf dem Radweg, und als ich durch den Kreisel fuhr schwärmten sie gerade los.
Da hätte ich ja gerne noch ein besseres Bild davon gemacht, aber ich konnte nirgends anhalten, und war dann auch gleich daran vorbei.
Ansonsten war das ohnehin eine interessante Gegend. Grad als ich an den Mofas vorbei war kamen aus der Gegenrichtung einige Grüppchen von Sommer-Ski-Fahreren. Das ist so was wie Langlauf-Ski für im Sommer. Die sehen ein bisschen aus wie Ski, die hinten und vorne abgesägt wurden, und dann wurden Rollen dran gebaut. So was hatte ich nur an dieser Stelle gesehen. Sonst bis jetzt nicht mehr. Scheint ein sportlicher Ort gewesen zu sein.
Viel aufregender wurde es dann auch nicht mehr. Das Auto fraß die Kilometer, und der Durchschnittsverbrauch blieb konstant. Und dann war ich plötzlich in Mariefred und am Campingplatz. Die Dame an der Rezeption ist sehr nett, hat aber anscheinend weniger Lust auf Schwedischkurs und ist dann direkt zu englisch gewechselt. Da ich auch nur noch ankommen wollte passte das aber schon. Ich bekam sogar den Platz, den ich im Internet auf der Karte gesehen hatte, und den ich mir aussuchen wollte, wenn ich gefragt worden wäre.
Beim Bezahlen war ich dann allerdings etwas verwundert, da ich 300 Kronen weniger bezahlen musste als erwartet. Außerdem stand auf dem Zettel „Verkauf genehmigt“. Tatsächlich steht in der Platzordnung, dass Verkauf auf dem Platz nur mit Genehmigung erlaubt ist. Offensichtlich dürfte ich einen Marktstand aufstellen … Wie auch immer, jetzt wollte ich erst mal das Zelt aufstellen. Das ging dann auch ganz reibungslos. Das war der letzte Platz in der Reihe, und schön weit weg vom größten Teil des Campingplatzes. Leider auch von den Sanitär- und Küchenhäuschen, geht aber noch. Nachdem alles eingerichtet war hieß es dann erst mal durchatmen, als mir etwas bewußt wurde. Hat die Dame an der Rezeption nicht gesagt, dass ich beim Auschecken am Sonntag das Schild einfach in den Briefkasten werfen solle? Moment mal, ich hatte doch bis Montag gebucht. Ui. Das würde auch den Preis erklären. Mittlerweile war die Rezeption geschlossen, und ich beschloss jetzt erst mal gemütlich zu machen, und das morgen zu klären.
Nach einer entspannenden Dusche in den schlechtesten Sanitäranlagen, die mir bisher in Schweden begegnet sind, war ich dann auch schon wieder etwas frischer. Also nicht falsch verstehen, alles sauber und ordentlich. Nur halt etwas einfach, und ein etwas muffiger Geruch. Und ich muss sagen auf den Campingplätzen auf denen wir seinerzeit waren gab es, so weit ich mich erinnere, immer separate Kabinen zum Duschen. Hier gibt es natürlich auch separat Duschkabinen, aber einen gemeinsamen An- und Auskleideraum. Aber das war mir gerade mal egal in dem Moment, Hauptsache ich hatte dort meine Ruhe, und das war auch so.
Dann, nach dem Duschen, ging es erst mal an den Strand etwas Seeluft schnuppern, und den milden Abend genießen. Das sollte ich vielleicht auch noch erwähnen. Zwar hat das Thermometer im Auto 17°C angezeigt, aber es war äußerst angenehm und mild. Ja es war sogar eher warm, so dass kurze Kleider unbedingt angebracht waren.
Mittlerweile war es schon fast sieben, und es dämmerte auch schon. Die Dame an der Rezeption hatte mir noch einen Weg gezeigt, auf dem man auch zu Fuß bis zum 2 km entfernten Mariefred gehen kann. Nach der ganzen Fahrerei dachte ich mir wäre ein Spaziergang eigentlich eine gute Sache. Vernünftig wie ich bin habe ich mir einen Pulli angezogen und eine Weste mit genommen. Auf halber Strecke zum Ort musste ich aber den Pulli ausziehen, und irgendwie glaube ich die 17°C nicht. Das fühlte sich eher nach 22°C an. Wie auch immer, ich genoß den Spaziergang durchs Gebüsch über Wiesen und Felder hin nach Mariefred. Gerade dachte ich schon ich habe die Stadt erreicht, als ich aber erkannte, dass es sich nur um ein Wohngebiet handelt. Interessant dabei ist, dass das Wohngebiet offensichtlich einen eigenen Hafen hat. Dann ging es gleich wieder in ein Wäldchen, und nach 500 m war ich dann tatsächlich in Mariefred, allerdings nicht im Zentrum. Mittlerweile war es dann doch schon etwas Duster, und da ich ja sowieso nur etwas Bewegung wollte hab ich noch eine Schleife durch das Wohngebiet gezogen und mich wieder auf den Rückweg gemacht. Da es jetzt schon fast dunkel war musste ich in den Wald- und Gebüschabschnitten etwas aufpassen. Also weniger wegen ob ich stürze, vielmehr weil mir auf dem Hinweg schon ein Frosch über den Weg gehüpft war, den ich kaum gesehen hatte, und nun kam massenweise kleine Fröschlein dazu, die noch schwerer zu erkennen sind. Aber die flüchten doch rechtzeitig, wenn man kommt.
Dann war es doch Dunkel, und früher als ich erwartet hatte. Aber wir sind hier ja doch noch recht weit im Süden, und die Tageslänge dürfte gar nicht mal so großartig von zu Hause abweichen. Aber die Nacht ist etwas heller, und wird erst später ganz dunkel. So war dann auch das letzte Stück des Weges ganz gut zu gehen.
Tja, und dann hat nur noch das Bett gerufen, und der erste Tag in Schweden war geschafft.